Protest gegen den Burschentag der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft in Jena – Zivilgesellschaft und Studierende stellen sich gegen rechte Netzwerke
Das Bündnis Jena Burschenschaftsfrei aus Studierenden und zivilgesellschaftlichen Gruppen ruft am 24. Oktober 2024 um 19:30 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Restaurant „Grüne Tanne“ in Jena auf. Anlass ist der zeitgleich stattfindende Begrüßungsabend der Burschenschaft Arminia im Rahmen des Burschentags der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft (ADB), der vom 24. bis 27. Oktober in Jena ausgerichtet wird. Der Protest richtet sich gegen die reaktionäre und demokratiefeindliche Ideologie, die viele Burschenschaften und insbesondere die ADB vertreten.
„Burschenschaften sind keine Vertreter einer vermeintlichen frühen Demokratiebewegung. Sie vertreten eine patriarchale, elitäre und nationalistische Ideologie. Ihre Ideologie wollen sie vor allem über die demokratiefeindliche AfD politisch durchsetzen.“, erklärt Lisa Wagner, eine der Organisatorinnen der Kundgebung. Die ADB, ein Zusammenschluss von 28 Burschenschaften aus 18 Hochschulorten, ist ein rechtsnationales Netzwerk, eng verknüpft mit der AfD und der Neuen Rechten.
Die Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller, über dem Restaurant „Grüne Tanne“, spielt dabei eine zentrale Rolle. Jena hat für die Burschenschaften eine historische Bedeutung, da hier 1815 die Urburschenschaft gegründet wurde, die als Vorläufer vieler heutiger Burschenschaften gilt. Die Stadt ist seit einigen Jahren ein fester Austragungsort für den Burschentag der ADB. Kritiker*innen sehen in der Arminia und anderen ADB-Burschenschaften keine Bewahrer demokratischer Traditionen. In der Vergangenheit stellten die Arminia-Burschenschaftler ihr Haus regelmäßig der Jenaer AfD als Veranstaltungsort zur Verfügung oder luden den Geraer AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner zu sich ein. Die Jenaer Burschen fielen auch durch direkte personelle Überschneidungen mit der AfD auf, wie beispielsweise ein stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Alternative. Burschenschaften lassen sich als Institutionen betrachten, die patriarchale und nationalistische Ideologien vertreten und diese durch politischen Einfluss in der Gesellschaft verankern wollen.
Die Kundgebung soll mit Redebeiträgen, Musik, warmen Essen und Getränken sowie einem Infostand verdeutlichen, dass in Jena ein klares Zeichen gegen diese Strukturen gesetzt wird. „Wir wollen zeigen, dass wir in Jena keinen Platz für Nationalismus, Antifeminismus und rechte Netzwerke bieten. Dafür lehnen wir auch den Burschentag der ADB entschieden ab, weil er autoritäre und antifeministische Werte fördert“, so Wagner. Besonders im Licht der jüngsten Wahlerfolge der AfD in Thüringen und anderen Bundesländern sieht das Bündnis in der Veranstaltung eine dringende Notwendigkeit, ein starkes Zeichen gegen Rechts zu setzen.